Razer Seiren V2 Pro – USB-Mikrofon im Test

Vor einiger Zeit war es für den optimalen Mikrofon-Sound notwendig, XLR-Mikrofone über USB-Interfaces und Vorverstärker am PC zu betreiben. Heutzutage versuchen viele namhafte Hersteller den gleichen Sound mit USB-Mikrofonen zu erzeugen. Einer davon ist Razer mit dem Seiren V2 Pro, welches ich mir heute auch genauer anschaue.

Design & Verarbeitung

Neben dem Mikrofon wird zusätzlich ein passendes USB-C auf USB-A Verbindungskabel, ein massiver Standfuß sowie ein Poppschutz mitgeliefert. Die mitgelieferten Komponenten wirken dabei von Sekunde Eins an sehr hochwertig und massiv. Keineswegs weckt das robuste Gehäuse des Mikrofons hier den Eindruck, dass darin doch sehr filigrane Technik steckt und man hat absolut keine Panik, dass man irgendwas kaputt machen könnte. Auch das gesleevte USB-Kabel wirkt sehr robust und schließt am Mikrofonanschluss formmäßig perfekt mit dem Gehäuse des Mikros ab. Sehr schick! Über dem USB-Anschluss befindet sich auf der Rückseite des Mikros außerdem ein 3,5mm Klinken-Anschluss, mit dessen Hilfe der Audio-Input direkt auf Kopfhörer wiedergegeben werden kann. Auf der Vorderseite befinden sich ein Mute-Knopf und zwei Regler für Volume- und Gain-Einstellungen. Die Bedienungsmöglichkeiten fühlen sich hier alle sehr natürlich und präzise an, bei Volume und Gain werden allerdings Festanschläge für Minimum und Maximum vermisst, wodurch logischerweise auch keine Skaleneinteilung vorhanden ist, die durchaus noch ein wenig mehr Komfort hätte bieten können. Der eingestellte Pegel kann also nur über die mitgelieferte Software eingesehen werden. Auf der Unterseite befindet sich außerdem ein zusätzlicher 5/8 Zoll Gewindeanschluss für die Verwendung des Mikros mit einem Mikrofon-Ständer oder -Arm, welcher standardmäßig von einer kleinen Gummikappe verschlossen wird. Das Mikrofon kann zu diesem Zweck auch mit den seitlich liegenden Rändelschrauben komplett von der mitgelieferten Gabel befreit werden.

Technische Daten

Das Herz des Seiren V2 Pro ist ein dynamisches USB-Kapsel-Mikrofon mit Nierencharakteristik und 30 mm Durchmesser. Aufgrund der gewählten Charakteristik sollte für den optimalen Klang die Oberseite des Mikrofons zum Nutzer zeigen und sich dieser möglichst nah am Mikro befinden. Das Mikro arbeitet in einem Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz bei einer Empfindlichkeit von -34 dB. Die Abtastrate von 96 kHz bei 24bit ist hier für ein USB-Mikrofon absolute Premium-Ausstattung. Als besondere Ausstattung des Mikrofons sind außerdem ein Hochpassfilter sowie ein analoger Verstärkungsbegrenzer zu nennen. Diese beiden nehme ich im Praxistest aber nochmal etwas genauer unter die Lupe.

Software

Mit Hilfe der hauseigenen Razer Synapse-Software wird das Seiren V2 Pro direkt am PC erkannt. Hier können im Tab „Mikro“ Einstellungen des Pegels für Wiedergabe und Aufnahme, die Abtastrate sowie für den Hochpassfilter und analogen Verstärkungsbegrenzer vorgenommen werden. Für mich ist der spannende Part der Software allerdings der Stream Mixer. Mit diesem kann jedes Programm auf eine einzelne Audiospur gelegt werden und so auch unabhängig vom Pegel des System-Sounds für den Stream geregelt werden. In Zeiten der DMCA-Problematik auf Twitch kann so ein einfaches Trennen von Musik, Ingame-Sounds und Voice vorgenommen werden, um beispielsweise die Musik für VODs auszublenden und so der Angst vor Copyright Strikes zu entgehen. Ähnliche Einstellungen kann man auch mit Software wie Virtual Audio Cable vornehmen, vergleichsweise erfolgt die Einstellung in der Synapse-Software allerdings äußerst benutzerfreundlich. Einziger Kritikpunkt: Die verschiedenen softwareseitigen Audiokanäle werden unabhängig von der Stream Mixer Einstellung angelegt. So wird die Liste der Wiedergabegeräte auch für Nutzer, die dieses Feature nicht benötigen, unnötig erweitert.

Praxistest und Vergleich zu Rode NT1-A

Dieser Teil des Tests ist wohl der spannendste. Ich habe alle Sprachaufnahmen im Video (bis auf Intro & Outro) mit dem Razer Seiren V2 PRO aufgenommen. Für einen schnellen Eindruck über Soundqualität solltet am besten einmal in das Video reinhören. Dazu lässt sich sagen, dass die Soundqualität durchaus brauchbar war. Der Hochpassfilter musste für meine recht basslastige Stimme allerdings ausgeschaltet werden, damit der volle Umfang der Stimme aufgenommen wurde. Der analoge Verstärkungsbegrenzer hingegen funktionierte einwandfrei und erwies sich als sinnvolles Feature. 

Vergleichsweise habe ich einen Part des Videos mit unserem altbewährten Rode NT1-A )*) in Kombination mit dem Focusrite Scarlett 2i2 (*) und dem dbx 286s (*) eingesprochen. Wohlbemerkt kostet diese Kombination mit 430 Euro zusammen fast das Dreifache des Seiren V2 PRO, welches für 159 Euro (*) erhältlich ist. Klanglich war hier auf jedenfall ein Unterschied zu merken. Angesichts des Preisunterschiedes lieferte das Seiren V2 Pro aber auch im direkten Vergleich äußerst zufriedenstellende Ergebnisse. 

Sollten in Zukunft weitere Tests zu USB-Mikrofonen in dieser Preisklasse online gehen, werden diese hier verlinkt!

Fazit zum Razer Seiren V2 PRO

Das Razer Seiren V2 Pro konnte im Test durchaus überzeugen. Die Einrichtung ging einfach von der Hand und in der Software waren die Konfigurationsmöglichkeiten quasi selbstverständlich. Auch klangmäßig hat das Seiren V2 Pro seine Stärken. Zwar konnte es im direkten Vergleich nicht mit der eingangs erwähnten Kombination aus XLR-Mikro, USB-Interface und Vorverstärker mithalten, aber das muss es in Anbetracht des Preisunterschiedes auch wirklich nicht. Die Einstellungsmöglichkeiten führten hier nochmal zur signifikanten Verbesserung des Klangs. Die zusätzlichen Features wie beispielsweise das direkte Monitoring über den Kopfhörerausgang haben mir sehr gefallen. Lediglich die Regler am Mikro selbst bräuchten für mich persönlich ein haptisches Feedback. Die alleinige Kopplung der Regler an die Softwareeinstellung ist in meinen Augen nicht sinnvoll und intuitiv.

Abschließend lässt sich sagen, dass man mit dem Razer Seiren V2 Pro eine wirklich sinnvolle Investition in die Audioqualität tätigt. Grade im semi-professionellen Bereich ist die Qualität für den Preis unschlagbar. Wer größere Sprünge in puncto Audioqualität machen möchte, muss dann doch wesentlich tiefer in die Tasche greifen.

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